DSCF7226

Fleisch, Eier, Fleisch, Eier … Eins der schönsten und gleichzeitig stressigsten Dinge an Ostern ist, dass immer sooo viel gutes Essen überbleibt. Aber grad deshalb ist die Zeit nach Ostern auch die der ambitioniertesten Restlküche.

Wie zum Beispiel diese Suppe: Hier lassen sich Schweinsbratl, Kraut & Osterei mit grünem Gemüse, asiatischem Gewürz und Glasnudeln auf eine umwerfende Liaison ein. Rezept? Bittesehr:

Im Wok 1 Scheibe Zitrone und wenig Bratlfett heiß werden lassen. 1/2 mittelgroße Zwiebel in Spalten schneiden, anbraten. 10 cm Lauch und ca. 1/3 Paprika in schmale Längsstreifen schneiden, dazugeben, immer wieder umrühren. Nach einigen Minuten mit einem guten Schuss Prosecco, mindestens 1/8 l Schweinsknochensuppe (geht auch Bratensaft) und Wasser aufgießen. Mit nicht zu wenig Sojasauce abschmecken. 1/2 Handvoll frisches Sauerkraut, etwas kleingeschnittenen Ingwer und in Scheiben geschnittene scharfe Pfefferoni dazu, kurz aufkochen lassen. Dann 1 Handvoll Rucola, in Scheibchen geschnittenes Bratl und 1 Portion gekochte Glasnudeln dazu. Mischen, die Zitronenscheibe rausfischen, alles in eine Schüssel geben. Drauf kommt ein halbes Osterei und ein paar Tropfen Kernöl.

Weil ich vor kurzem hier auf Esszimmer was gesucht hab, und festgestellt habe, dass das eigentlich ein sehr sehr leiwander Blog ist, finde ich es höchste Zeit, ihn zu revitalisieren.

Und wie könnte man das besser erledigen als mit einem Festmahl! Nämlich: Ente, mit all ihren Beilagen sowie Vor- und Nachspeise. Die komplette Family incl. Preteen und Schwiegermutter (eta: und Ehemann!!!) waren begeistert, und das heißt schon was.

Spoilerfoto: Die Ente. Details weiter unten.

2_00

 

Erster Gang: Süßkartoffelcremesuppe

1_01

Damit man nicht mit Superhunger an die große Ente gehen muss, braucht man was zum Einstimmen. Der Saison entsprechend hab ich mich für ein Crèmesüppchen von der Süßkartoffel entschieden – geht ganz einfach, und macht trotzdem was her.

Für 4 Personen:
1 Süßkartoffel
1/2 Zwiebel
2 EL Sauerrahm
1 dünne Scheibe Speck
Kochwasser von einer Orange (siehe Dessert)
Salz, Pfeffer, Kümmel, Rosmarin
Für die Garnitur: 1/2 Zwiebel, 1/2 Handvoll Sauerkraut, Entenfett, Schnittlauch

Die Süßkartoffel schälen, grob schneiden, mit einer halben, in grobe Scheiben geschnittenen Zwiebel in 1/4 Orangenkochwasser weichkochen.

Zweite Zwiebelhälfte ganz fein schneiden, mit dem Sauerkraut in einer kleinen Pfanne mit wenig Entenfett knusprig braten.

Süßkartoffel etc. mit allen anderen Zutaten pürieren, abschmecken. Zwiebel/Sauerkraut & bissl Schnittlauch drüberstreuen.

 

Zweiter Gang: Ente gut, alles gut

1_00

Heuer haben wirs zu keinem Martinigansl geschafft, shock horror. Also hab ich mir gedacht, ich mach statt dessen ein Post-Martini-Enterl. Meine allererste Ente!! Und gut ists wordn.

Für 4 Personen:
1 Ente
Salz, Pfeffer, Beifuß, Wilde Minze, Kümmel
1 Orange, 1 Apfel
2 Zwiebeln

Rohr auf 170° vorheizen. Ente waschen und trockentupfen. Orange & Apfel vierteln, in die Ente stopfen. Ente mit den Gewürzen einreiben. Die Zwiebeln grob schneiden, mit etwas Wasser in einen großen Bräter geben, unten ins Backrohr stellen. Ente auf ein Backgitter legen, auf der mittleren Schiene in den Ofen schieben, so dass die Ente genau über dem Bräter liegt. Pro Kilo 1 Stunde im Rohr lassen, mehr geht auch. (Mein 3-kg-Vogel war 4,5 Stunden drin – das war fast ein wenig zuviel, obwohl ich die Hitze die letzten 2 Stunden auf 130° zurückgedreht hab), Jede Stunde umdrehen. Jede halbe Stunde mit Fett aus dem Bräter oder bissl Wasser oder mit irgendwas anderem (Bier, Apfelsaft, Prosecco …) übergießen.
Beilagen:

Weil meine Family schwierig ist, kulinarischerweise, gabs sowohl Weißkrautsalat (Kraut fein schneiden, mit Salz, Zucker, Kümmel, Essig, Öl abschmecken, geröstete Speckwürfel drüber) als auch Blaukraut (Blaukraut fein schneiden, mit Orangenkochwasser [siehe unten], Salz, Honig, Pfeffer, Kümmel, 1/2 Orange und einem kräftigen Schuss Hoisin-Sauce [secret ingredient!!!] weich kochen).

Füs Kind gabs im Bräter mitgebratene Kartoffelspalten (einfach ca. 30 min vorm Servieren reinwerfen). Für die Erwachsenen die besten Waldviertler Erdäpfelknödeln ever: 1/2 kg mehlige Erdäpfeln weichkochen, durch die Kartoffelpresse drücken, mit 1 EL Salz und ca. 3 EL Kartoffelstärke gut durchkneten, zu Knödeln formen, in gesalzenem Wasser ca. 15 min sieden.

 

 

Dritter Gang: Die beste Torte der Welt

Die Orangen-Mandel-Torte, die absolut jedem schmeckt. Ich hab das Rezept ja der Katharina Seiser zu verdanken, die es wiederum von der Claudia Roden hat, und die hats aus der Tradition der persischen Küche. Anyway. Ich bin ja jemand der keine Vorliebe für Süßes hat, aber als ich das Rezept gelesen hab, hab ich mir gedacht: „Das ist so irre, das muss ich probieren!“ Zahlt sich aus.

Für eine Springform mit 24 cm Durchmesser:
1 große Bio-Orange
4 Eier
160 g Zucker
250 g geriebene Mandeln
1 TL Weinsteinbackpulver
Öl
Gehobelte Mandeln, Staubzucker zum Verzieren

Die Orange gut waschen, und in einem kleinen Kochtopf 1 Stunde lang in Wasser kochen (Kochwasser aufheben, siehe oben).
Rohr auf 150° (Umluft) vorheizen.
Die Springform mit Backpapier auskleiden oder/und sehr gut einfetten.
Die Orange aufschneiden, Kerne entfernen, dann komplett – mit Schale and all – pürieren.

Eier & Zucker schaumig rühren. Orangenpüree einrühren. Backpulver & Mandeln unterheben.  In die Form geben, gehobelte Mandeln drüber verteilen. 45 – 60 Min. backen.

 

ich hab neulich was großartiges erfunden. es war wenig zeit, ich hatte zwar viel gutes im kühlschrank, aber akut-hunger. Also hab ich einen der letzten büffelochsenherzparadeiser der saison in stücke geschnitten, und in der pfanne (in kokosöl, mon amour) angebraten bis die stücke zergangen sind. mit bisl orangensirup (überbleibsel der aranzinifabrikation, geht auch honig) und salz und chilisauce (geht auch piment d’espelette) und einem spritzer gurkenessig (überbleibsel der fenchelgurkenfabrikation) gewürzt. ein paar gekochte kichererbsen dazu (gehn auch vorgekochte bohnen, denk ich), damit das ganze eine mahlzeit wird.

pfannenei

und dann ein ei aufgeschlagen in die pfanne gleiten lassen und in der stückigen, fruchtigen sauce garen lassen, unter dem glasdeckel, bis das gelbe noch weich und das weiße fest ist. in einem tiefen teller angerichtet, und schafkäse drübergebröckelt, und kräuter dazu, und kernöl, und mit brot gegessen.

ich hab mich verknallt in dieses großartige comfort food. und es am nächsten tag wieder gemacht. und dann gleich wieder, diesmal endlich fotografiert, mit dem letzten gelben fleischparadeiser des jahres. und freundin a. zum essen eingeladen. und die war sehr beeindruckt. und hat dann gesagt: „eigentlich ist das fast wie shakshuka.“

fertigei

ich hab dann nachgelesen, und mich ein bisserl geschämt, weil ich shakshuka nicht kannte. aber eigentlich ist es jetzt doch so: ich habe shakshuka erfunden! rückwirkend halt. wusstet ihr gar nicht, oder? tha.

der plan war gut, doch die welt nicht bereit: ich wollt ein menü kochen, freund j., der sich sehr gut auskennt, wollt für jeden gang ein besonderes bier (oder anderes gebrautes getränk, er hielt sich bedeckt) bereitstellen. dann kam etwas dazwischen, und die gäste mussten aufs bier verzichten. sie haben sich zu meinem glück aber gar nicht beschwert.

da diesmal chickofprey fotografiert hat, gibts endlich wieder einmal einen eintrag:

salat

zuerst gabs salat, mit diversen aromatischen kräutern (rucola, minze, mangold, pimpernelle, koriander) mit marinade aus distelöl und minz-apfelessig. darauf mit lorbeer, estragon und chili gekochte lauwarme borlottibohnen, ein über nacht in minzessig eingelegtes radieschen, und ein im sackerl pochiertes ei.

der minzessig ist eine feine sache, analog herzustellen zum holleressig, siehe hier (nur eben aus minzblättern). und wie das mit dem ei geht, steht hier. die folie war diesmal mit sonnenblumenkern- und einem tropfen geröstetem sesamöl bepinselt, was ziemlich gut kommt.

dazu brachte gästin l. wundervolles selbstgebackenes fladenbrot mit sesam. merci!

vorspeis

danach gabs als vorspeis gebratene saiblingshaut auf pastinaken-erdäpfelpüree. das klingt vielleicht seltsam, hab ich mir selber ausgedacht, aber es war wirklich nachahmenswert. dafür hab ich an der fischbudel die verkäuferin mit dem scharfen messer gebeten, mir das biosaiblingsfilet von der haut zu lösen, und dabei noch fleischfuzerl an der haut zu lassen. hat sie kopfschüttelnd getan. (das filet hab ich nachher später in gyoza gefüllt, da kommt nix weg, keine sorge). die haut hab ich in ziemlich viel sonnenblumenkernöl rausgebraten (nur auf der außenseite), in streiferl geschnitten, und auf einen kleinen gupf sehr oberslastiges pastinaken-erdäpfelpüree gesetzt. püree war mit bisserl indonesischem langpfeffer (milde fruchtige schärfe, ist aber auch weglassbar) und muskatnuss gewürzt. und alle waren beleidigt, dass es nicht mehr gab von diesem gang.

suppe

danach gabs einen kompletten tafelspitz, allerdings nicht klassisch gewürzt. die zubereitung ist ohnehin überall nachzulesen, ich notier nur die esszimmervariation: im suppen-ei waren ingwer, chili, zwei getrocknete morcheln, pfeffer, ein lorbeerblatt, zwei sternanis und eine halbe knoblauchzehe. damit bekommen suppe und fleisch eine leicht vietnamesische note. und zusätzlich zum klassischen wurzelgemüse hab ich noch eine große fenchelknolle reingeschnitten.

die suppe hab ich serviert mit relativ frei erfundenen hirntascherln als einlage: nach gyoza-art (rezept für die dumpling skins hier, runterscrollen!, link via frau esskultur). gefüllt hab ich mit kalbshirn und einem stückerl gekochtem sellerie.
dafür hab ich das hirn (ein viertel hat gereicht für 16 tascherl) kurz pochiert, größere adern weggezupft, kleine stücke geschnitten und das hirn mit salz und muskat und dem stück sellerie in die dumpling skins gepackt. in salzwasser vorgekocht, und dann in der suppe serviert, mit frischem koriander. überraschenderweise hätt auch das ruhig mehr sein dürfen, die experimentierfreude hat sich ausgezahlt. hirn wird trotzdem nicht meine neue lieblingsinnerei, die bleibt bries. (hm. oder herz? hmmmm.)

tafelspitz

danach gabs den tafelspitz (eh klar von hier) mit dem suppengemüse, gerösteten pastis-erdäpfeln, wirsing, und einer zitronigen koriander-joghurt-wasabi-sauce. die erdäpfel waren in unfassbar viel ghee (butterfett) gebraten, gefühlt wochenlang (danke fürs umsorgen, chickofprey!). wie das mit dem pastis-aromatisieren funktioniert, hab ich hier notiert.
den wirsing hab ich in streifen geschnitten, in kokosöl (neue lieblingszutat!) mit gemörsertem kümmel und kreuzkümmel angebraten, mit einem schöpfer suppe abgelöscht, gesalzen, ein löfferl orangensirup (übriggeblieben aus der orangeatproduktion) dazu, weichgedünstet, und mich dann reingelegt und drin geschlafen und niemandem sonst was davon gegeben, weils einfach zu gut war zum teilen. das mit dem reinlegen und schlafen ist gelogen, der rest stimmt.

buchteln

danach gabs die hinreißenden flaumigen unfassbar buttrigen buchteln nach Österreich Vegetarisch, ohne kanarimilch, dafür aber mit einer improvisierten marmelademischung (marille, powidl, orange, dazu bissi zimt und cognac) zum niederknien. war gar nicht leicht, mir noch eine frühstücksbuchtel für den nächsten tag zurückzubehalten.

schwein

und damit wir nicht verhungern und weil das kind es so wünschte, gab es dann noch ein extraknuspriges nussschwein von chickofprey, ein insiderschmäh, den glaub ich die frau esskultur losgetreten hat. hervorragend war das, und für mich dann noch ein bisserl frühstück am übernächsten tag. dankeschön!

(und ja, dann waren glaub ich alle satt.)

einziger fehler: dass j. nicht dabei war. ich glaub dem hätt es auch geschmeckt.

notiz an mich selbst:

20140607_180607

bio-knacker schnippeln, grünen rohen spargel schnippeln, rote zwiebel (zb tropea) hachln, falls vorhanden cedro hachln (sonst: zitronenzesten). drüber zitronensaft, schuss apfelessig, bisl salz, frisch gemahlenen pfeffer, gehackte minze.

… heuer durfte er nämlich die Feiertage ungebraten überstehen. Auch Schinken gabs keinen, das Ostermenü im Hause Chickofprey (als Drei-Generationen-Projekt gekocht von Mutter, Tochter & Enkelin Prey) war diesmal etwas atypisch, aber jedenfalls (endlich wieder mal ;)) einen Eintrag wert.

 

Vorspeisen: Lachspaté auf Brunnenkresse, rote Gemüsesuppe

Für die Suppe rotes Gemüse (Karotten, Blaukraut, Paradeiser, Paprika, Rote Rübe, rote Zwiebel), dazu 1 Chilischote und 1 Stück Ingwer entsaften, mit Salz, etwas O-Öl, Pfeffer, 1 Lorbeerblatt, ein paar Koreanderkörnern & einem Schuss Prosecco ca. 1/2 Stunde köcheln lassen.

Für die Lachspaté 100 g Bio-Räucherlachs, 1/4 Zwiebel, 1 EL Crème fraîche, Salz, Dille & eine Handvoll Knödelbrot mit Cutter oder Stabmixer haschieren. Die Masse abschmecken, zu 2 kleinen Würsten formen und jede für sich möglichst ohne luftblasen und luftdicht erst in Klarsichtfolie, dann in Alufolie einwickeln. Ca 15 Min zugedeckt in kochendem Wasser schwimmend sieden. Auskühlen lassen, in Scheibchen schneiden und auf mit Vinaigrette marinierter Brunnenkresse anrichten.

o141

 

 

Zwischengang: Rindsragout auf Frühlingskräuternockerln

Rindsschulter (Biofleisch, eh klar) in kleine Würferl (ca. 1,5 cm Seitenlänge) schneiden. Karotten, Zwiebel, Sellerieknolle und Bauchspeck (Mengen nach Gefühl) in Fett nach Wahl (bei mir wars eine wilde Kombination aus Schweine-, Kalbsnierndl- und Butterschmalz und O-Öl, auf jeden Fall nicht sparen!!) anbraten, immer wieder mit gutem Rotwein aufgießen und laaaang (mindestens bis sich der Zwiebel verkocht hat) dünsten lassen. Gewürzt habe ich mit Salz/Pfeffer, frischem Majoran, Lorbeer, Orangenschale, dunkler Schokolade und (wenig!) Sternanis.

Für die Nockerln einen einfachen Spätzleteig aus Mehl, Ei, Salz, Milch anrühren. Eine Handvoll lokaler Wildpflanzen (Hier: Löwenzahn, Gundelrebe, Taubnessel, Bärlauch, Schafgarbe, Gänseblümchen …) sammeln, im Cutter pürieren, unter den Teig mischen. Spätzle machen, das Ragout darauf anrichten.

o142

 

 

Hauptgang: Seezunge mit Solospargel auf Currysauce

Dieses Gericht ist (c) Mama Prey: Wirkt schlicht, ist sehr raffiniert und bringt vor allem die Geschmäcker der hochwertigen Hauptzutaten optimal raus. Die Filets werden sparsam mit Salz und Pfeffer gewürzt und gemeinsam mit ein paar Oliven in einer O-Öl-Butterschmalz-Mischung in der Pfanne auf den Punkt gebraten, die Spargelstangen im Topf gegart.

Für die wunderbare Sauce brauchts Vorbereitung: Viel Zwiebel und Stangensellerie klein schneiden, in Butterschmalz glasig dünsten, salzen, mit Weißwein ablöschen, reduzieren, wieder mit Wein aufgießen. Immer wieder einreduzieren lassen und mit wenig Wasser aufgießen bis das Gemüse sehr weich ist, dann pürieren. Mit etwas Schlagobers und der Lieblingscurrymischung abschmecken. Alles nebeneinander anrichten, die Sauce über den Spargel gießen. Als Beilage: Erdäpfelsalat mit Brunnenkresse.

o143

 

 

Als Nachspeise gabs endlich was Traditionelles – eine sizilianische Colomba, ganz ohne Foto. Dem Osterhasen hätte sie sicher geschmeckt, aber der hatte ja zu tun :)

o144

jaja schon gut. lang nimmer, jetzt einmal wieder, tolle esserlebnisse seither, nachgetragen werden sie ja doch nie, so realistisch bin ich längst.

das gestern abend war halt wieder einmal ziemlich gut. nämlich eine forelle auf einem molligweichen karottenmusbett, mit salat im zitrushigh.

das ging so: zuerst roten jasminreis kochen, lange vorher einweichen, der braucht ein bisserl länger, ist aber sehr schön nussig. bei mir kommt da nach wie vor der reiskocher zum einsatz, alles andere endet im desaster. dann gelbe und rote karotten schnippeln und mit einer kleinen zwiebel und einem lorbeerblatt sehr weich dünsten. lorbeer raus, mit ordentlich butter und bisl salz und bisl zitronensaft pürieren, abschmecken.
dann den salat vorbereiten, aus rucola, granatapfel, zedratzitronenscheiben.

erst wenn alles andere vorbereitet ist, das seeforellenfilet (aus österreichischer bio-aquakultur) in butter auf der hautseite knusprig braten, zudecken, von der heißen platte schieben und sehr zart fertiggaren lassen. jetzt die salatmarinade anrühren aus zitronenmarmelad, schafjoghurt, thaibasil, minzessig, olivenöl, salz, pfeffer. das wird so richtig schön cremig, fast majonäsig, jedenfalls herrlich. übern salat kippen, mit den händen durchmischen, finger abschlecken, händewaschen, nichtwahr! essen. bliss.

forelle im zitrushigh

über zedratzitronen hatte ich hier schon einmal geschrieben, diesmal hatte ich sie von st. josef naturkost, 1070 wien. die haben den ganzen winter lang eine großartige zitrusauswahl, große empfehlung für alle, die nicht zu weit weg wohnen. was mit den früchten sonst noch anzustellen ist, hat herr robert hier gebloggt.

ah, und diese zitronenmarmelade – also, die ist mittlerweile dauergast in meinen salatmarinaden. ich hab sie nach diesem rezept gemacht, wenn auch nicht mit meyer lemons, sondern einer anderen dünnschaligen sehr saftigen frühen sorte.

den minzessig hab ich letzten spätsommer angesetzt, der ist watscheneinfach, analog zum holleressig, nur ohne das mühsame käferlrausbeuteln. dazu hab ich sehr viel schokominze verwendet, soweit ich weiß die intensivste minzensorte. für meinen geschmack ist die eh viel zu heftig für tee, aber ideal, um essig zu aromatisieren. die idee dafür ist übrigens geklaut von einem koch in latiom, bei dem ich vorigen august oktopus-bohnensalat gegessen hab, ebenfalls mit minzessig und olivenöl mariniert: ein ganz und gar unerwarteter geschmack, der in erstaunlich vielen salaten sehr grandios kommt.

hab ich was vergessen? ich glaub nicht. mahlzeit.

das letzte mal bloggen ist viele monate her – das letzte mal kochen aber immer nur ein paar stunden: verfressen bin ich wie eh und je, und kulinarisch um ein hauseck gebildeter als noch vor einem jahr. ich war bei einer hausschlachtung dabei, hab zweimal gemeinsam mit einem sommelier ein menü entworfen und gekocht, hab durch reisen und wunderbare bekanntschaften (viele davon aus dem internet) neue geschmäcker kennen gelernt und neue ideen gewonnen. da lagen eines tages frische frühlingsmorcheln vor meiner wohnungstür, ich hab eine kroatische selchwurst geschenkt gekriegt, einen riesigen strauß istrische kräuter, kiloweise tiroler biokitznierndln, polnischen kräuterwodka und kalabrische bergamotten, sogar eine kalifornische meyer lemon war dabei, und eine halbe kiste schönbrunner pomeranzen: meine kulinarischen freundschaften haben sich vertieft. im esszimmer war davon rein garnichts zu lesen.

dafür gibt es heute aber kleines frühlingsessen, das gleich mehrere inspirationen der letzten monate vereint:

Image

 

zuerst gab’s eine frühlingserbsenvelouté (also eine pürierte cremesuppe) mit pochiertem mandarinen-kerbel-ei. weil keine zeit war, am naschmarkt frische erbsen zu kaufen, hab ich zu biotiefkühlerbsen gegriffen: dreiviertelpackung mit halbem liter wasser zum kochen bringen, sanft salzen. inzwischen die eier vorbereiten – mit einem spezialtrick: pro ei ein großes stück klarsichtfolie mit olivenöl einpinseln, ein paar mandarinenzesten (es empfiehlt sich, zuvor in der provence einen echten mandarinenbaum zu plündern), ein paar kerbelblätter und fleur de sel in die mitte streuen. die folie so über die öffnung eines bechers legen, dass eine vertiefung entsteht, da hinein das ei schlagen. nochmal zesten, kerbel und salz drauf, die folie zu einem beutel zusammenschlagen und mit einer plastikklammer fixieren.

Image

die eierbeutelchen (wie das klingt! pardon) in die inzwischen kochende erbssuppe hängen (profis machen das in einem extratopf mit wasser, wegen der bösen klarsichtfolie. laien wie ich denken „ach, ist eh nur für 3 minuten“ und ignorieren die plastikgefahr) und garen lassen bis das eiweß fest, das gelbe aber noch flüssig ist. der richtige zeitpunkt lässt sich durch zartes anstupsen erfühlen.

Image

dann die beutel rausholen, die erbssuppe abschmecken (mit mandarinensaft, außerdem – weils grad übrig war, siehe weiter unten – salziger molke, salz und pfeffer) und ganz fein pürieren.

suppe in schüsserln anrichten, ei von der folie befreien (sollte dank des öls leicht gehen) und hineinsetzen, obendrauf nochmal kerbel. sehr fein, das – sehr frühling. die pochierten aromatisierten eier funktionieren auch herrlich auf salat. wer keine schicken plastikklammern hat, kann auch mit den drahtverschlüssen von tiefkühlsackerln arbeiten.

Image

schön, die vorspeis ist fertig und serviert? dann ist genug energie für die hauptspeis da. die hab ich bei einem besuch bei frau esskultur gelernt und weiterentwickelt: die frau esskultur schält und würfelt festkochende kartoffeln (im frühling: bitte noch welche aus dem vorjahr!), brät sie in einer beschichteten pfanne in öl (ich hab französisches gänsefett verwendet… yay) an und löscht mit marsala ab. im hause esskultur kommt dann rosmarin dazu, alles wird einreduziert und weitergebraten, bis die erdäpfel rundum schön knusprig gebräunt sind.

meine variante: ablösch-alkohol und würze in einem – nämlich mit pastis (ouzo ginge auch) ablöschen. dadurch verteilt sich feiner anisgeschmack gleichmäßig auf allen erdäpfeln. allerliebst!

schon ca sechs stunden zuvor hatte ich labneh gemacht. das ist libanesischer frischkäse aus möglichst fettem joghurt, das man durch ein tuch oder einen kaffeefilter abseiht. ich hab’s schon mit 4,8% bioschafjoghurt (sehr fein) und mit 3,6% biokuhjoghurt (auch gut) probiert. dabei salze ich das joghurt schon vor dem abseihen, dadurch ist die ablaufende molke auch salzig-säuerlich und eignet sich gut, um etwa die erbssuppe von weiter oben aufzugießen und zu würzen. für die pastis-erdäpfel hab ich zum labneh noch ungeheuer aromatischen frisch gepflückten wildfenchel aus dem piemont und meyerlemon-zesten aus kalifornien gemischt; orangenzesten und etwas dill tun es aber auch.

Image

die frau esskultur hat mir zu den erdäpfeln einen herrlichen karottensalat kredenzt, aus frischgeriebenen karotten, zitronensaft, geröstetem und frisch gemörsertem kreuzkümmel und fenchelsamen, olivenöl und etwas salz. das mag schlicht klingen, ist aber eine pure geschmacksexplosion und unbedingt zur nachahmung empfohlen.

mangels karotten hab ich heute zarten grünen spargel gestückelt und in olivenöl angebraten, ein paar braune champignons dazu, mit einem spritzer pastis und mandarinensaft abgelöscht, die spargelspitzen dazu, gewärmt, mit salz abgeschmeckt und serviert. danach hab ich mich kaum noch rühren können.

(hat irgendwer fleisch vermisst? ich nicht)

Bild: (c)MensHealth.de

Wenn ich mal weg bin, dann tut der Mann (sonst dankbarer und durchaus kompetenter Konsument meiner Küche) prinzipiell so, als ob ich dem salzlosen männerfeindlichen Vegetarismus frönen würde – und „tröstet“ sich mit Bohnensuppe aus der Dose, aufgekocht mit Sambal aus dem Glas, vergrobt mit Käsekrainer aus dem Packerl.

Jetzt gibts keine Ausrede mehr. Die perfekte Linsensuppe schmeckt viel besser, ich bekams grad live bestätigt, und geht so:

Für 2 gute Portionen 2 Handvoll getrocknete braune Linsen (ich mag die Dosenlinsen nimmer, da ist Konservierungszeug dabei) in ca 1/2l Wasser ca. 50 Min kochen (einweichen ist nicht nötig, die schaffen das auch so locker).

Dann die Linsen mit 1/2 ganz klein geschnittener Zwiebel, ca einem Dutzend Salzkapern, 1/2 klein geschnittenem Apfel, 2 gestückelten Pomodori Pelati mit Saft, 1 kleingeschnittener Dattel, 1 kräftigem Schuss Rotwein, 1 Schuss Balsamico, 1 Schuss Sojasauce, 1 Lorbeerblatt, 1 Chilischote (oder mehr oder weniger), 1 Stückchen Zitronenschale, bissl Rosmarin und bissl Pfeffer köcheln lassen, nochmal mindestens 30 Minuten lang. Den Flüssigkeitsstand beobachten – sollte immer Dosensuppenkonsistenz haben.

Dann etwa die Hälfte davon mit einem Schuss Joghurt, zwei dünnen scheiben Speck oder Prosciutto und einem Schuss Olivenöl gut pürieren, wieder zur Suppe geben. 1 Käsekrainer (nur die von JaNatürlich nehmen, nicht die von Radatz, sagt der Experte) in ganz dünne Scheiben schneiden, alles mit Salz & Pfeffer & Balsamico abschmecken und noch ein paar Minuten fertigköcheln lassen.

Ich hab mir dann noch ein bisschen frisches Sauerkraut reingeschnitten und ein paar Tropfen bestes O-Öl drübergetan – wunderbar. Und so xund ;)

es ist sonst nicht so meine art, ich bin mehr die, die variiert, umbastelt, übers handgelenk, eh schon wissen: inspirieren lassen, nicht nachbauen. aber als ich drüben bei anke gröner ihren tarte tatin-blogpost gelesen hab, war die sache entschieden: nachbacken.

ein paar wochen und vier tartes später hab ich meine variation, die, was die zubereitung angeht, nicht nennenswert anders ist, allerdings sensationellerweise statt äpfel mit duftenden quitten verlockt (pardon, da werd ich ausnahmsweise blumig), und aus archivierungs- und leser-motivationsgründen unbedingt ins esszimmer musste:

für den teig: 9 dag eiskalte butter mit der groben seite der vierkantreibe in eine schüssel in flockerl reiben (trick aus dem wunderbaren österreichisch vegetarisch von frau esskultur). mit 15 dag mehl, 1 teelöfferl salz und 1 esslöffel kristallzucker mischen, ein kräftiger schluck (1/16 l) kaltes wasser dazu, mit einem löffel und zuletzt mit kühlen händen schnell kneten, sofort in den kühlschank.

hierauf 9 dag butter in einer pfanne schmelzen (24 cm durchmesser, unbedingt mit metallstiel/henkeln – meine schöne staub-pfanne hat mir gute dienste geleistet, so spart man sich die tarte tatin-form), 10 dag kristallzucker dazu. theoretisch sollte der zucker jetzt schnell schmelzen und zu hellbraunem karamell werden. bei mir hats immer ziemlich lang gedauert, hab sicherheitshalber aber auch kleinste flamme verwendet, heißes karamell flößt mir ordentlich respekt ein.

ankes rezept verlangt jetzt nach einer zimtstange zum karamell aromatisieren und nach 5-6 säuerlichen äpfeln. ich hab auf den zimt verzichtet, ich hatte nämlich vom heimischen quittenbaum einen teil der ernte bekommen: quitten schälen, gehäuse raus, und je nach belieben in viertel oder scheiberl oder sonstwie schnippeln und je nach ambition in apartem muster oder auch nur irgendwie in die pfanne schichten, bis vom pfannenboden nichts mehr zu sehen ist

die quitten brauchen wesentlich länger als äpfel, bis sie einigermaßen gar sind, es waren bei mir an die 40 minuten. macht aber nix, inzwischen kann man den teig aus dem kühlschrank nehmen, zwischen klarsichtfolie in pfannengröße plattdrücken bzw auswalken und wieder in die kälte legen, das rohr auf 190 grad vorheizen, und das internet durchlesen – aber sicherheitshalber dabei die küche nicht verlassen, zwecks kontrollblick auf die pfanne.

wenn dann irgendwann die quitten endlich durch sind (zwischendurch großer deckel drauf hilft): mürbteigplatte obendraufklatschen bis an den rand, sanft festdrücken, und die ganze sache ins rohr – für 15-20 min, bis der teig zart angebräunt ist. schön muss er aber nicht sein, denn das was jetzt oben ist, wird ja der boden.

pfanne aus dem ofen nehmen, ein paar minuten auskühlen lassen, einen großen teller verkehrt obendrauflegen und ohne zögern pfanne und teller umdrehen – pflasch, und da liegt eine wunderhübsche tarte tatin, mit selbstgemachtem quittenbutterkaramell, und das ist zum reinlegen gut.
schmeckt natürlich am besten ganz frisch, sobald sie halt nicht mehr zum zungeverbrennen heiß ist. sollte aber eine kurzfristige dreitagesreise dazwischenkommen, ist die tarte erprobtermaßen auch noch tage später genießbar (kein vergleich natürlich). und weil mich die kleine reise nach england geführt hat, weiß ich jetzt auch wieder, was am besten dazu schmeckt: crème double. (zur not auch schlago, sauerrahm oder nix.)

Kategorien

Schließe dich 417 anderen Abonnenten an
April 2024
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930