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zwar bin ich untröstlich, dass ich kathas esskultur-fest verpasst habe. aber mir gehts grad trotzdem enorm gut, und aus folgendem grund:

dreimal im jahr teilen chickofprey und ich aufgrund unseres berufs mehr als eine woche lang eine küche. und ich habe dadurch die gelegenheit, ihren radikal kreativen, ungewöhnlichen kochstil mitzuerleben. das wirkt meistens beim kochen selbst improvisiert, ist aber meistens sehr durchdacht, im outcome in der regel sensationell, fast immer neu und sehr oft so, dass ich am liebsten mitschreiben würde. diese frau ist jemand, mit der ich dringend ein kochbuch schreiben möchte. punkt. chickofprey, liest du mit?

diesmal geht’s mir noch ein bisserl besser. ich hatte nämlich dank meinem unübertrefflichen reiseleiter k. letzte woche die gelegenheit, in albenga (liguria) zwei wundervolle zedratzitronen quasi direkt vom baum zu kaufen. so sehn die schönheiten aus:

das entschädigt mich ein bisserl für die auch heuer wieder verpassten schönbrunner zitrustage.

die kombination jedenfalls aus chickofpreys küchenkreativität und dem außergewöhnlich runden, warmen und doch zitronig-frischen zedrataroma ist jedenfalls: zitrusliebe. ob als überraschender akzent zu den geschmorten lammherzen mit wildspargel oder im joghurt-senf-honig-olivenö-balsamico-dressings des blattsalates mit büffelherzparadeisern und minizucchetti. und davon hatte dann auch k. was.

weil die zitrusliebe aber auch frau esskultur und mich verbindet, hier ein längst fälliger nachtrag: als sie im jänner für ihren schönen schönbrunner gelb-artikel im standard recherchiert hat, bekam sie einen ganzen korb voller früchte geschenkt. und ein früchtchen hat sie mir weitergegeben, eine kaum zweidaumengroße meyer lemon.

vor lauter ehrfurcht hätte ich die beinahe zu lange aufgehoben. und dann habe ich gemacht, was ich am liebsten mache, ganz simpel, um der gelben ihren singulären auftritt nicht kaputtzumachen: meyer-lemon-buttermilch. ohne honig, der war nicht nötig, die meyerin ist nämlich weit nicht so sauer, dafür eindeutig mandarinig in ihrem aroma. und hier jetzt endlich endlich das DANKE! an katha.

(zitrusliebe. ich erwähnte es, glaube ich.)

neulich, in einem kleinen strandlokal auf der isla mujeres, mexiko, mit mäßiger küche und dem langsamsten personal der welt. alles ganz normal.

eh, aber – close up:

wenn das mal nicht mindestens als fundstück der woche durchgeht.

weder kosten noch mühen hab ich gescheut, mich durch mückenschwärme gearbeitet und durch den dampfigen dschungel geschlagen, über mayaruinen bin ich gekraxelt und durch höhlenseen geschwommen, nur um anke gröners idee von neulich, avocadoeis zu probieren, flugs zu recherchieren.

und hier, in valladolid, yucatan, mexiko, sind wir fündig geworden. (man beachte den hintergrund am bild: karibische nacht.)
und ich muss sagen: extra für das eis hätt sich die reise nicht gelohnt. avocadoeis, wie es hier in der casa italia von einem florentinischen auswandererpaar gemacht wird, ist in erster linie sehr üppig. also nix gegen ordentlich cremiges schlagoberseis, aber nach viel mehr als nach butter hat es nicht geschmeckt. doch, ein bisserl avocadonussig, einzelne grüne fuzerl gibts da auch. aber ganz ehrlich: das nächste mal nehm ich dann doch wieder vanille-haselnuss.

zum kochen ist auf reisen ja leider nicht immer gelegenheit, vor allem nicht wenns viele ortswechsel gibt. das hält mich aber nicht davon ab, überall in den lokalen supermarkt reinzugehen, und wenn ich niemanden störe, auch zu fotografieren – so wie neulich in mahahual, quintana roo, mexiko:

hier gibts fast alles! muss es auch, der nächste große supermarkt ist nämlich ungefähr eine halbe autostunde entfernt. zum beispiel ein sortiment an gefühlt zweihundert chilisaucen: grundnahrungsmittel eben.

außerdem, ganz frisch und weitgehend aus der gegend, gemüse, unter anderem die chayote in einer stachelfreien version. nach der hatte ich hier schon einmal gefragt, auf dem teller hab ich sie bisher aber noch nicht gefunden.

und obst – kleine bananen gab es auch, und eine große kiste mit avocados, die hier per kilo, nicht per stück verkauft werden. eigentlich erstaunlich, dass ich noch nicht grün bin, so viel ess ich derzeit davon. man beachte auch die faule miez, die sich am boden räkelt.

und weil das hier ja ein vollsortimenter ist, haben sie auch eine eigene tortillamaschine, leider nicht in türkis wie bei der letzten sichtung.

ihr könnt mir glauben, ich freu mir schon praktisch einen haxn aus bei der aussicht, am ende der reise ein paar tage lang über eine küche zu verfügen und hoffentlich einen ähnlich schön bestückten supermarkt ums eck!

in welcher weltgegend bin ich? und was wird mit dieser maschine produziert?

zusatzhinweis: hier die rohzutaten.

und hier das essen, zu dem obiges produkt unerlässliche beilage ist.

(ich weiß eh, das foto der türkisen maschine ist null aussagekräftig. ich konnt halt nicht widerstehen.)

da fährt schon wieder jemand nach berlin, die nachbarin, und fragt wo man denn da gut essen könnte. ja, da fällt mir schon was ein: für zwischendurch immer gut, wenn auch in manchen der vier filialen (mittelstraße zum beispiel) mit bahnhofsflair, ist ishin. hier kann man qualitätvoll so japanisch essen, wie sich das die japaner gedacht haben, und leisten kann man es sich auch (gibt, siehe website, auch eine unkomplizierte happy hour). nicht nur sushi wie langweiligerweise auf dem foto, sondern auch viele andere dinge, bloß hatte ich sonst leider keine kamera mit. sorry!

dass es derzeit bei ishin kaum tuna gibt, und wenn, dann nur weißen thunfisch, finde ich zusätzlich sympathisch. ach ich will sofort wieder hin! auch wenn ich während meines letzten längeren berlin-aufenthalts feststellen musste: täglich rohen fisch vertrag ich leider nicht, da fangt der magen an zu spinnen. aber es gibt ja auch andere dinge, alles mögliche mit aal zum beispiel, unagi cey-ro – ich darf gar nicht nachschauen auf der online-speisekarte, sonst muss ich weinen dass ich grade nicht in berlin bin.

eigentlich bin ich immer noch in der post-natalen (dh hier: nach-weihnachtlichen) schreib-schockstarre befindlich, lieber befasst mit bergrunterrodeln, wärmekabinesitzenschwitzen, zeit durchackern, weihnachtsbücherstapel lesen, erfolgreich ignorieren dass die arbeit ruft – aber manche sachen sind zu schön, um sie nicht zu bloggen. zum beispiel: am neujahrstag abends beim döllerer im restaurant essen gehen. einen besseren jahresbeginn hätt ich mir nicht wünschen können. zwar ist der herr andreas döllerer 2010 vom gault millau zum „koch des jahres“ gekürt worden, aber so kleinlich will ich nicht sein, am 1.1.2011 wars auch noch gut.

der mitesser und ich haben uns für 2 verschiedene menüs entschieden, weil wir ja übertriebenerweise auch noch querkosten wollten. das ist zwar lustig, führt aber offen gesagt nach den ersten zirka 15 gerichten zur geschmacksnervlichen überforderung. aber nachdem ich mir so ein essen nur einmal im jahr leisten kann, hätt ichs nicht anders wollen. bestellt haben wir das „kleine“ (haha) oberjoch und das große moosangerl, jeweils mit weinbegleitung.

ungefragt gab’s am anfang ein bisserl ein brot: dreierlei schüttelbrot (rot, grün und mit speck), dreierlei homemade grissini, und dreierlei dunkles sauerteigbrot, dazu olivenbutter und gesalzene butter. dann noch geflügelleberzigarillos (süße pfeffrige hohlhippen mit weicher geflügellebercreme gefüllt), und karamelplättchen mit einem essiggurkerltartar, das war ein bisserl majonäsig. den prosecco haben wir zusätzlich bestellt.

immer noch bei den freundlichen küchengrüßen dabei war dann mehrerlei weißbrot, mit zwei verschieden intensiven olivenölen. und dann:

auf einem warmen stein, mit olivenöl und garam masala oder sowas aromatisiert, gab’s in ein lardoscheiberl eingewickeltes forellencarpacciofuzerl, obenauf ein spitzerl borretsch. der salzig-würzige fette speck und der rohe fisch, ach! hach! seufz! (wird übrigens im aktuellen à la carte-magazin in einem speck-artikel meiner meinung nach viel zu nebenbei erwähnt)

danach klassische lagerfeuererdäpfel. na, natürlich nicht: in der alufolienhülle gibts ein weichcremiges kartoffelpüree, und obenauf zitronengelber saiblingskaviar aus grödig und ein flankerl estragon. die kindsköpfe in der küche haben das ganze auf einem bett auf grobem salz angerichtet, und zwischendrin echt glühende feurigheiße holzkohlen arrangiert. yay!

und nein, dann gabs keine wilden tussicocktails. oder doch, ein bisserl: das rote im stamperl ist unten ein rotkrautgelee, mit senfsorbet und obendrauf ein, hm, ich glaub auch rotkrautschaum. das klingt sehr schräg, schmeckt aber überaus gigantisch super! schlürft man lautstark durch einen dicken strohhalm. und das grüne ist ein vir-gin apple. mal sehn ob ich das rekonstruieren kann: ein grüner cox-orange-apfeleiswürfel, in einem gemisch aus (glaub ich) soda, ungesüßtem britischen tonic und gin, der in der gegend produziert wird. vir-gin heißt das dings, bekommt man im döllerer-shop. fein!

danach gabs für beide menüs endlich die erste vorspeise, die auch in der speiskarte stand: rote-rüben-sorbet auf maroni, mit obenauf joghurtstaub (den ich nicht kapiert und auch nicht geschmeckt hab) und rundherum einer warmen roterüben-sauce. mir persönlich war das etwas zu süß und zu intensiv, aber im großen und ganzen ist zu sagen: immer dann, wenns mir zu chichi und verspielt vorkommt, schmeckts so interessant, dass ich doch nix dagegen sagen kann. also, weiter:

menü „oberjoch“ hat einen bluntausaibling bekommen, unten eine rohe schicht, obenauf eine schicht gedämpft, rundherum gurkengelee, und die so genannten roten zwiebel sind getarnte radieschen. kindsköpfe, sag ich ja.

menü „moosangerl“ hat ungestopfte bio-ganslleber bekommen. viererlei: rechts einmal gansllebersorbet mit bratapfel, nüssen und rosinen. in der mitte gansleberpastete auf der weißen schokolade (oh ja, hihi, unsere sehr freundliche kellnerin hat das wirklich so gesagt) und eine gebratene leber auf walnussschmarrn. die gebratene leber war unter einer rauchgefüllten glasglocke, leider war die zu schnell weg fürs foto. spektakulär, aber ein bisserl gar intensiv dann der rauchgeruch. man wird ja soooo empfindlich wenn man mal zum rauchen aufhört, nichtwahr. und dann (für 10 euro aufpreis bekommt man hier auch was geboten) noch ein vielschichtiges gänselebersandwich aus kletznbrot, dazu salzmandeln und butterbrioche.

„moosangerl“ hat dann noch eine zwischeneinlage, mein persönlicher absoluter höhepunkt: wurzelfleisch vom alpenlachs nennt sich das. untenrum sanft gegarter alpenlachs, dann ebenfalls gegarte wurzelgemüsejulienne. dann ein wunderhübscher fettiger raviolo mit kalbskopf gefüllt, und obenauf ein scheiberl kalbsmark. die tupfis rundherum sind noch mehr wurzelgemüse, in cremeform (kellner-hinweis auf die frage, was denn die bunten smarties da seien: “ das sind die klassischen beilagen“ – hm, soso)

in den teller gabs dann einen großen schöpfer intensiven tafelspitzsud. und, was soll ich sagen: ich glaub, ich hab indirekt dem koch einen heiratsantrag gemacht, weils einfach so unwiderstehlich traumhaft war. und auch jetzt, wieder nüchtern, muss ich sagen: ich würde das vermutlich jederzeit wiederholen. sicher eigentlich. dabei wusste ich zu dem zeitpunkt noch nicht einmal, wie die hauptspeise aussehen würde. bei vorspeisen einfallsreich und verspielt zu sein ist ja lobenswert, aber keine soooo große überraschung – aber spätestens bei der hauptspeise fleisch-sättigungsbeilage-gemüse ist es oft vorbei mit der großen kreativität. nicht so bei döllerers:

menü „oberjoch“ hat ein perlhuhn bekommen, so zart und saftig als wär’s ein feines schweineteil, dazu mais, jungen minimais und obenauf schweineschwartenstückerl, die sich als popcorn tarnen. so gut! ich hab das aber nur gekostet, denn bei mir gab’s am teller starke konkurrenz:

auf der karte stand „tauerngams rücken und osso bucco“ – ganz rechts das osso bucco, einwandfrei feinstens und mit zarten mark im knochen, in einer sehr intensiven sauce. in der mitte ein so genannter polentastrudel. haha, von wegen: eine knusprige teighülle, drin eine fast flüssige hinreißende polentacreme. ach! aber der herr döllerer ist schon glücklich verheiratet. und links dann der gamsrücken: mehrere stunden bei 56 grad gegart (sous vide, denk ich mir), hat das vieh eine konsistenz wie marzipan, so mürb und zart und…. mir fehlen die superlative. wenn die wirsingcreme untendrunter nicht so penetrant pistaziengrün gewesen wäre, wärs noch schöner gewesen, geschmacklich hätts aber nicht besser sein können.

dann, endlich, nachspeisen: bergkäse von ignaz feurstein, und zwar in viererlei altersgraden und viererlei aggregatszuständen: creme aus 2 monate altem käse, ein nockerl aus 6 monate altem, eine knusprige waffel aus neunmonatigem käs, und einen zarten schaum aus 2jährigem bergkäs. überraschend!

die süßen nachspeisen sind uns in mehreren gängen serviert worden: bienenstichsorbet auf hollerkoch, mit miniaturmarillenbuchteln.

wenn ich mich nicht irre, war erst hier nicht-salzburgerisches, was die grundzutaten betrifft: ein kleines schokolademousse mit blattgold obendrauf, dazu eine mangocreme mit mangogelee und gerösteten buchweizencrisps drauf und drunter ein stückerl ananas.

und dann noch eine so genannte falsche mozartkugel; eine ausgehöhlte maracuja mit weichem, fast flüssigem nougatmousse, pistazienmarzipan und untendrin fruchtig-säuerliches maracujafruchtfleisch mit knusprigen kernderln.

zusammen mit der unfassbar superen weinbegleitung, die ich zwar zugegeben oft nicht verstanden, aber umso intensiver genossen habe, mit rundum netten und lustigen mit-gästen und einer ungemein sympathischen betreuung am tisch war der ganze abend das eindrucksvollste esserlebnis, das ich bisher überhaupt hatte. hat großen spaß gemacht! der süße wandergruß am ende – vanilleeisschlecker mit preiselbeerhülle, bitterschokoladesplitter und geräuchertes schokobiskuit – hätte dann eigentlich nicht mehr sein müssen. trotz begleitendem himbeergeist war mir am schluss ein bisserl schlecht fast, diese allerletzten süßigkeiten hätt ich stehen lassen sollen. aber die (neu)gier ist ein luder!

essen im genussrestaurant vom döllerer ist jedenfalls was ganz besonderes: abenteuerurlaub für die geschmacksnerven, eher. fast jeder gang hat irgendwo überrascht, und die überraschungen – unerwartete konsistenzen, kombinationen und so weiter – waren nie um ihrer selbst willen, sondern durch den geschmack und dann den genuss gerechtfertigt. der mitesser klagte nur irgendwann zwischen hauptspeise und zweiter nachspeise über ein heftiges geschmackliches stendhal-syndrom. na, soll nix schlimmeres passieren.

ps: mit allen extras (ein kleines oberjoch-menü, ein großes moosangerl-menü, 10 euro aufpreis für die gänseleber, jeweils weinbegleitung, zweimal prosecco, einmal himbeergeist) sind wir zu zweit auf etwas über 300 euro gekommen. das fanden wir für solches spitzenhandwerk und derart besondere zutaten gerechtfertigt. geht sich halt leider nur einmal im jahr aus.

neulich in london. ich, im stress, nur 10 stunden in der stadt, der letzte termin beendet, noch 2 stunden bis ich in heathrow sein muss. wohin? entlang der blauen piccadilly line (die bis heathrow geht) liegt die station leicester square, und gleich dort liegt chinatown: nicht nur schön für den einkauf wunderhübscher dinge, die die nichte dann zu weihnachten erfreuen, sondern auch für sehr gutes chinesisches essen ohne schnickschnack. das baozi inn ist ganz leicht zu finden, ich hab’s nicht empfohlen bekommen sondern bin einfach der nase (und dem michelin-pickerl am eingang) nachgegangen.

ohne etwas von nordchinesischer straßenküche zu verstehen, für die das lokal in london offenbar eine der besten anlaufstellen ist, hab ich einfach mehr oder weniger irgendwas bestellt. die germ-buns, gefüllt mit schweinefleisch, waren sehr groß und ich hab nur eins wegbekommen, das zweite hat mir die kellnerin eingepackt, das heathrow-flughafenpersonal war nett genug und hat’s mich im handgepäck mitnehmen lassen (du, dritter security von links in paris/charles de gaulle, der du an einem abend im august einen weiblichen fluggast zur weißglut gebracht hast, du weißt, dass ich von dir spreche: nimm dir ein beispiel!!!) und am abend daheim war’s noch ein feiner zwischengang.

und dann noch eine schale mit nudeln und nochmal gemahlenem geröstetem schweinefleisch… mehr grünzeug hätt ich gern dazu gehabt, aber mit jedem bissen wars besser, sehr würzig, leicht scharf und schön fremd, und ich hab tatsächlich die ganze riesenportion wegbekommen. blöderweise hab ich die speisekarte verschmissen, die ich mitgenommen hab, ich kann mich jedenfalls erinnern, über die niedrige rechnung erfreut gewesen zu sein. die kochen durchgehend, was für zwischendurch-schnell-esser eine sehr angenehme sache ist.

wantans gibts aber keine, wenn ich mich richtig erinnere, wer also die will, muss sich eins der anderen tausend lokale suchen. empfehlung!

freundin frohgemut reist von berufs wegen, und dabei kümmert sie sich manchmal selbst darum, dass was auf den teller kommt. vielen dank für diesen beitrag!

es braucht viel zeit, ordentliches sitzfleisch und eine portion geduld, um sich im peruanischen amazonas einen piranha zu angeln, außerdem rohes rindfleisch, ein stangerl mit nylonschnur und einen haken.

ist der fisch schließlich gefangen (für kenner: es ist ein roter piranha), juchitzt die fischernatur (in diesem fall ich, obwohl ich sonst nie angeln gehe) und will – ganz einstigen (ur)instinkten folgend – das erjagte tier auf den teller bringen. ein grimmiges ergebnis fürs auge, ein eher nüchternes hinsichtlich des kulinarischen genusses: gebraten und mit salz und pfeffer gewürzt, wird der fisch auf einem karg garnierten teller angerichtet (man beachte die gurke, damit der fisch auch aufrecht steht).

jetzt heißt es: gräten ablösen und mühsam das wenige fleisch abnagen bzw. abzuzeln. schmeckt nach, hm, fisch. eventuell ein wenig nach forelle. macht definitiv nicht satt. der vorteil eines solchen essens liegt im abenteuer – und im abgenagten piranha-gebiss, das sich in ein kurioses schmuckstück verwandeln lässt.

der piranha-trip im peruanischen regenwald war diesen sommer teil eines ausflugsprogramm einer luxuskreuzfahrt auf der delfin II von delfin amazon cruises. empfehlenswert für reisende auf der suche nach exquisitem abenteuer. mehr reisestorys findest du in frohgemuts welt :).

(fotohinweis: maria schoiswohl)

ich entschuldige mich vorab: ich bin hemmungslos. weil das, wozu ich letztes wochenende eingeladen war, einfach zu schön, ja wirklich idyllisch war, um mit weniger fotos dokumentiert zu werden. wohlan: meine erste lechpartie, am ufer des altausseersees!

einfach touristisch buchen kann man die teilnahme an so einer veranstaltung nicht, dazu sind die termine (etwa 20 im jahr, während der laichzeit der saiblinge zwischen september und anfang november) zu selten. man muss entweder familien- oder wohl auch oftmals institutionsintern einen termin „besitzen“ (und den gibt dann keiner wieder her, der nicht auf den kopf gefallen ist) oder eingeladen werden – so wie ich, zum glück!

der begriff „lechen“, so wurde mir erklärt, kommt entweder vom „laichen“ der fische, eine lechpartie ist damit sowas ähnliches wie ein erntedankfest für fischer. oder es kommt vom „selchen“ – denn die saiblinge, die hier gefeiert werden, werden vor dem braten am offenen feuer fast einen tag lang geselcht.

zuständig für die saiblinge ist der fischmoasta sepp, der dafür sorgt, dass die ausgenommenen fische mindestens 20 stunden in einer sur im verhältnis von 6 liter wasser auf ein halbes kilo salz bleiben. danach werden die saiblinge längs auf schmale holzscheitln gesteckt und rund um das feuer in der lechhütte aufgereiht, wo sie dann etwa 2 stunden lang garen. er ist der einzige, der mit der zille, dem langgestreckten boot, mit dem fisch und den getränken bis zur hütte am hinteren seeufer gefahren ist. wir anderen sind die vier kilometer zu fuß gegangen.

was den altausseersee auszeichnet, ist nämlich unter anderem, dass er rundum von hohen bergen umgeben ist. nur ein schmaler fußweg (und eine für die öffentlichkeit gesperrte forststraße etwas höher am hang) führen bis zur seewiesn ans hintere ende des sees. durch diese lage ist es oft windstill, die wasseroberfläche spiegelglatt und das gesamte bergpanorama doppelt zu sehen. das alles macht eine seeumrundung zu einem reizvollen spaziergang, bedingt aber auch, dass im sommer ein platzregen einen badenachmittag zu einer etwas mühseligen sache werden lässt, weil der weg bis zum geparkten auto unweigerlich ein paar kilometer weit ist. die ausseerland-idylle muss man sich manchmal hart erkämpfen!

wichtig beim vorbereiten der saiblinge fürs aufspießen ist, dass beim ausnehmen am fischbauch an zwei stellen ein steg von haut bleibt, sonst fällt der fisch in die asche. in der hütte ist es natürlich gewaltig rauchig, aber schön warm, und das ist ende oktober gegen abend schon ein guter grund, den selchgeruch im gewand gern zu akzeptieren. die art des holzes ist übrigens nicht relevant, weil der fisch seinen geschmack im wesentlichen durch das selchen vorher schon hat, und am feuer nicht mehr geräuchert wird.

außerdem ist der blick aus den fenstern der lechhütte bestechend schön. und ja, ich hab zirka dreißig solche fotos, aus allen fenstern und allen perspektiven und in allen stadien des sonnenuntergangs.

während der fisch fertiggart, wird draußen die zuspeis hergerichtet: die selbstgebackenen flesserl hat ein gast mitgebracht, der oberskren wird vor ort zusammengerührt (aus handgeschlagem obers und frisch gerissenem kren und ja, wenns versalzen war bin ich schuld. war aber nicht, find ich!)

voilà, hier der star des nachmittags: der saibling! wunderbarerweise gab es einen ganzen fisch pro nase, so macht man mich glücklich.

die haut lässt sich ganz leicht ablösen, das fleisch fällt beinah von selbst von den gräten und ist feinwürzig, mild salzig und sensationell gut. nur einmal, als ich warm geräucherten lachs frisch aus schweden bekommen hab, hab ich ein ähnlich nachdrückliches fischerlebnis gehabt. aber was die allround-erfahrung betrifft, gewinnt der saibling um längen!

später am abend kam noch eine musi, bass, gitarre und zieharmonika. die drei haben teils fürchterlich dreckige (was ich aber kaum verstanden hab, danke an den altausseer bzw. grundlseer dialekt an dieser stelle), in jedem fall aber kitschfrei stimmungsvolle lieder gesungen und gespielt. inzwischen hat der fischmoasta drinnen am feuer einen topf mit quellwasser heiß werden lassen und in einem zweiten topf fürchterlich viel rum, einen schwarzteebeutel und zwei kellen zucker gewärmt. mit ein bisserl wasser aufgegossen heißt das dann lupitscher, und lässt jeden noch so brutalen jagatee (nicht dass ich mich damit auskennen würd) wie ein kindergartengetränk aussehen. oh ja.

und während wir uns drinnen am feuer und am alkohol gewärmt haben, haben draußen die gefiederten nachbarn ihr revier wieder in beschlag genommen: ente gut, alles gut.

danke an die familie sch. für die hinreißende, unvergessliche, liebenswürdige einladung!!!

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